„Die gewollte Donau“ verbindet Menschen

Gemeinsamer intergenerationeller und interkultureller Donau-Netzwerker-Tag in Jamena am 29. April 2015, erster Danube-Networkers-Baum in Backa Palanka, und Danube-Networkers-Tag in Vukovar, Kroatien, am 30.4.2015.

Donau-Netzwerker-Tag in Jamena und Besuch in Backa-Palanka ,Serbien, Danube-Networkers-Tag in Vukovar, Kroatien in April 2015
Jamena ist ein kleines serbisches Dorf in der Nähe des Flusses Sava und der bosnischen und kroatischen Grenze. Der Vorschlag, einen Donau-Netzwerker-Tag in Jamena zusammen mit der Grundschule OŠ „Filip Višnjić“ zu organisieren, entstand im Rahmen eines Besuchs der Donau-Netzwerker-Delegation aus Ulm im Oktober 2014 in Jamena. Das ganze Dorf war im Mai 2014 vom Hochwasser stark getroffen. Die Gäste aus Ulm brachten im Oktober eine Spende von 3.000 Euro für die Schule mit Klassen 1-8. Damit sollten für einige Schulklassen Möbel und neues Unterrichtsmaterial gekauft werden. Diese finanzielle Unterstützung war durch den Verkauf von wollenen „Donau-Teilen“ im Rahmen des Projektes “die gewollte Donau“ möglich geworden.

Der erste Kontakt mit den Lehrer/-innen der OŠ “Filip Višnjić war schön, aber es war sehr schnell klar, dass “Europa” und “Donauanrainer” aus anderen Ländern im Alltagsleben der Menschen dieser Region „weit weg” sind. So inspirierte das erste Treffen sowohl Gäste als auch die Lehrer/-innen dazu, einen gemeinsamen intergenerationellen und interkulturellen Donau-Netzwerker-Tag in Jamena am 29. April 2015 zu organisieren, bei dem Schulen und andere Gäste aus der Region sowie aus den grenzüberschreitenden Dörfern eingeladen werden. Die Schule OŠ “Filip Višnjić hat sich dafür entschieden, das jährliche Schulfest als eine Basis für diesen Donau-Netzwerker-Tag zu nehmen, Thema des Tages war „die Donau“ und „das Leben und die Kultur von verschiedenen Ethnien entlang der Donau“. Es beteiligten sich acht Schulen (Schüler/-innen sowie Lehrer/-innen) aus der Region und den angrenzenden Dörfern aus Bosnien und Kroatien, insgesamt nahmen an diesem Fest ungefähr 250 Besucher/-innen teil, einschließlich einer Delegation aus Ulm und den Donau-Netzwerk-Partnern aus  Backa Palanka und Vukovar

Die Gäste wurden mit Brot und Salz, einer alten serbischen Tradition, begrüßt. Nach warmherziger Begrüßung durch die Lehrerschaft wurden die Gäste eingeladen, das kulturelle Programm im „Kulturhaus“ von Jamina zu genießen. Die Programmpunkte waren auf das Thema „Donau“  fokussiert und wurden von Schüler/-innen aus Jamena und Umgebung, von Minderheitengruppen (aus Slowakei, Weißrussland)) und von Kultur-Vereinen aus Jamena, Visnjicevo, Erdevik, Sid und Backa Palanka gestaltet. Sie haben ihre Kultur, Tradition, Begabung und Fertigkeiten in  vollem Schmuck präsentiert. Es war sehr interessant zu sehen, wie unterschiedliches kulturelles Erbe miteinander harmonieren kann. Deutlich wurde auch, was sie miteinander verbindet – die Donau.

Vor dem Fest wurden Schüler/-innen im Unterricht aufgefordert, ihre Ideen zur Donau in Form von Liedern oder Kurzgeschichten umzusetzen. Der/die jeweils Beste einer Sparte erhielt einen Preis, ein Buch und ein Zertifikat, das vom Schuldirektor überreicht wurde. Jedoch war das nicht die einzige mit der Donau verbundene Aktivität. Weil die ganze Donauregion durch gute Kochkunst weithin bekannt ist, hat die Schule von Jamena mit Unterstützung der Frauenvereine von Jamena  und Backa Palanka einige Feinschmecker-Spezialitäten von jedem Land aufgetischt. Die Gäste begannen entlang einer ausgelegten Donau mit leckerem Vollkorn aus Deutschland und gingen dann entlang der Donau bis zum Schwarzen Meer den jeweiligen Genüssen nach wie Kolbas, Zwetschgenknödel, Pitta-Gebäck und einige andere Köstlichkeiten mit oder ohne Namen. Aber die Schüler/-innen von Jamena  zeigten auch,  dass sie im Unterricht Wissen über die Donauregion erarbeitet hatten. Sie hatten  für jedes Land Poster erstellt, mit jeweils spezifischen demografischen, geografischen, historischen und kulturellen Landesmerkmalen, und diese, einem auf der Wand eines Klassenzimmers aufgemalten Flussverlauf folgend, aufgehängt. Und verbanden das mit der Botschaft: ja, wir  befassen uns gerne mit diesem Thema, wir interessieren uns dafür.

Sehr anregend, aber auch eine Herausforderung war eine „Donauauslegung“ mit den jüngeren Schüler/-innen, initiiert von der Gruppe aus Deutschland. Zuerst wurde aus blauem Stoff  die Donau ausgelegt und die einzelnen Länder gekennzeichnet. Dann bauten die Kinder ihr je eigenes (Papier-)Boot, versahen es mit nationalen Fahnen, schrieben ihren Namen sowie die besten Wünsche darauf, und setzten sie (symbolisch) auf die „Donau“. Ein deutscher Gast lud die Kinder ein, zusammen  mit dem schwäbischen Lied „Wir sind die Musikanten und komm’n aus dem Schwabenland“ ein Konzert zu simulieren,. Die Kinder imitierten die Instrumente, wie von den Erwachsenen gezeigt, und am Ende gelang es einigen sogar, den deutschen Text imitierend mitzusingen. Das zeigt, dass sehr einfache Methoden, bei entsprechender Motivation der Beteiligten, jedes denkbare Hindernis  wie Alter, Sprache, Nationalität, Erfahrung usw. überwinden helfen.

Ein weiterer Programmpunkt in Jamena war die Überreichung des Spenden- Schecks in Höhe von 650 EUR von der Adalbert-Stifter Gesamtschule (ASG) Ulm. Dieses Geld war von den Ulmer Schüler/-innen und Lehrer/-innen durch den Verkauf eigener Produkte auf dem Weihnachtsmarkt gesammelt worden. Die Lehrer/innen aus Jamena drückten ihre große Dankbarkeit für diese Unterstützung aus und haben sich dafür entschieden, von diesem Geld weiteres Lern- und Lehrmaterial sowie einen Fernseher für Schul-Events zu kaufen.

Zum Schluss pflanzten die Donau-Netzwerker aus Deutschland und das Lehrerteam und die Schüler/-innen aus Jamena  zusammen einen Donau-Netzwerker-Baum im Schulhof. Das war nicht nur ein Symbol der Kollaboration und Partnerschaft an diesem speziellen Tag, sondern ist auch ein Zeichen für die Freundschaft und das Interesse, von und über einander auch in der Zukunft mehr zu erfahren.

Die deutsche Delegation war mit einer Gruppe von 11 Vertretern verschiedener Organisationen der Zivilgesellschaft aus Backa Palanka mit dem Bus nach Jamena gekommen.  Am Tag vorher, am 28/04/2015, hatte die deutsche Gruppe  Backa Palanka besucht, eine kleine serbische Stadt an der Donau. Viele Gruppen aus Backa Palanka hatten auch am Projekt “die Gewollte Donau” teilgenommen. Die Gäste aus Deutschland hatten nun die Gelegenheit, mehr über diese kleine Stadt, ihre Bevölkerung und ihren Alltag zu erfahren. Außerdem führte der Jugendklub von Backa Palanka ein Spiel “Schatzjagd” durch, das die Gäste dazu brachte, mit den Einheimischen Kontakt aufzunehmen  und (mit Hilfe von jugendlichen „Dolmetscher/-innen)  mehr über einige besondere Punkte des Lebens von Jungen  und Älteren  in dieser Region zu erfahren. Der Jugendklub von Jamena hatte auch die Idee entwickel,t  gemeinsam einen Baum zu pflanzen, als Zeichen der Verbundenheit und des gemeinsamen Wunsches eines friedlichen Miteinanders im Donauraum. Die deutschen Donau-Netzwerker haben diese Idee dann aufgegriffen und in Jamena und Vukovar fortgeführt. Sie haben sich auch dafür entschieden, mit dieser schönen Symbolik auch in Zukunft weiterzumachen.

Von Jamena aus zog die deutsche Delegation zusammen mit den Vertreter/-innen vom „Europahaus Vukovar“ bis Vukovar weiter, wo verschiedene zivilgesellschaftliche Gruppen, die an der „Gewollten Donau“ teilgenommen hatten, auf sie warteten.

Bei einem köstlichen Gulaschessen, das von Mitgliedern des ungarischen Vereins in Vukovar zubereitet wurde, erhielten die  Donau-Netzwerker Gelegenheit, mehr über deren Leben und  ihren Verein zu erfahren. In einem Gespräch mit einer jungen Vertreterin des Stadtrats erfuhren sie mehr von der aktuellen politischen und sozialen Situation der  Bürger/-innen  sowie speziell über die Beziehung zwischen Kroaten und Serben  in Vukovar.  Die Teilnehmer/-innen des Internet-Kurses stimmten für das Projekt „Die Gewollte Donau“ im Rahmen des Wettbewerbs  um die „Europa-Lilie“. Eine Gruppe von Künstler/-innen präsentierte ihre Arbeit zum Thema “Vukovar – meine Stadt”. Eine andere Gruppe, junge Menschen mit Behinderungen, die auch am Freundschaftsband mit gehäkelt hatten, freuten sich sehr über den Besuch der deutschen Delegation und schenkte den Teilnehmer/-innen für sie gebastelte Friedenstauben.  Die Teilnehmer/-innen des Englisch-Kurses erprobten ihre Englischkenntnisse und verabredeten einen Email-Austausch in Englisch mit den Donau-Netzwerkern aus Ulm. Die Mitglieder des deutsch-österreichischen Vereins von Vukovar luden  zu einem gemeinsamen Abend mit schönen deutschen Liedern ein.  Bei Einbruch der Nacht zündeten die Gäste und die anderen Teilnehmenden anlässlich eines anderen europäischen Projekts, das gerade zu Ende ging, Kerzenlichter in Luftballons an, die dann über der Donau zum Himmel stiegen.. Das war ein symbolisches Zeichen für die Gemeinschaft entlang der Donau, die immer größer und stärker wird.

Die Tagesordnung für die Gäste war so straff geplant, dass sie keine Zeit hatten, mit den Gastgebern anzuschließen den Danube-Networkers-Baum zu pflanzen, was die dortigen Danube-Networkers nun schnell nachholen wollen.

Die deutschen Gäste hinterließen für die Verbundenheit der Donau-Netzwerker von Ulm mit ihren Partnern an allen Orten sichtbare Zeichen. Sie verteilten Buchlesezeichen mit Namen der Länder an der Donau und ihrer Nationalflaggen sowie mit einigen zentralen Informationen über „Die Gewollte Donau“. Ein weiteres Geschenk an alle Teilnehmende waren Schlüsselringe, die in Ulm von Mitwirkenden im Projekt „Die gewollte Donau“ aus dem Freundschaftsband angefertigt  wurden, als ein symbolischer “Schlüssel für das gemeinsame Europa”.

Die Durchführung dieser intergenerationalen und interkulturellen Begegnungen war durch die Unterstützung der Baden-Württemberg Stiftung möglich.

Ein Foto, dass das Ausmaß der Zerstörungen durch das Hochwasser in Jamena illustriert.